Ausgewählte Gedichte (Auswahl des Autors)

Ausgewählte Gedichte von Jovo Vojnović
(Auswahl des Autors)



“Ich habe Hunger nach
Deinem Mund, Deiner Stimme und Deinem
Haar"  (Pablo Neruda)


Ich habe Hunger nach einem Mondschein,
der in den Knospen ihrer Nacktheit
eingewickelt ist...
nach den trunkenen Augen der Wiesenwelten,
nach einem Blick,
in dem ein Lamm die Welt durchluft...
Verrückt bin ich nach jenem Augenblick
des Lebens,
in dem man uns lassen wird,
im Zimmer unserer Wünsche
unsere Begierde alleine zu entfachen
nach dem Rhytmus der Schritte,
die in mein Gesicht geschleudert werden,
die in mein Gesicht geschleudert werden,
jetzt, auf der Spitze des Weisheitszahnes
verstreuen wir unsere Wünsche,
verborgen noch in den Samenkörnern
unserer Erwartung.




***
An diesem Abend möchte ich
ein Dach über Deinem Körper
sein,
ein Löffel, mit dem Du alles
essen wirst,
was Du in Deinem Herzen
jahrelang zubereitet hast,
ein Wasser welches Deinen Traum
umspielt, falls
An diesem Abend möchte ich
unter eine Zypressenkrone
von Dir gebettet werden,
ich möchte, daß die Trnen
einer glücklichen Frau
meinen Körper in eine Flamme verwandeln,
in welcher auch Du
Du verbrennen wirst...




DIE LIEBE

Wer Dein Glas voll
austrinkt,
und wer die Wonne
Deiner Quellen in seinen Busen
hereinlßt...
der wird zu einem Bach
und fließt für immer
in die Flüsse der Welt
hinein...




***
Mit dem Schritt eines Sommerregens
kam sie in den zitternden Baum meiner
Wirklichkeit
herein
und mit heißer Wolfsblutkraft
malte sie Äste und Zweige ihres Blickes
aus...
Rund um sie ein welliges Leben,
Ameisen und trockene Bitter fallen von
selbst ab,
ein Leben, das unter dem Ochsenioch nach
Blut
dürstet,
das nach korkenem Wein verlangt...
Heute ißt der November
die letzten Brotkrusten
von der Messerspitze...
Die Ruhe eines leeren Kreises
bietet sich selbst
den Jgern zum Abschiessen an!




***
Auf meinen Lippen
blüht heute abend
eine Rose, in meinem Herzen
flattert eine Taube auf...
ich streichle leidenschaftlich
die Schenkel
dieses aufgewühlten Meeres...



 
***
Ich schaue...
Zwei Haarstrhncn aus den Augen
strecken mir ihre Hnde entgegen...
Ich schweige...
Der Obstgarten in ihrem Busen
blüht
und sucht nach Gottesfingern
damit er Früchte trgt...
Ich schaue...
Die Furchen, geste Weizen,
all das brennt auf ihrem Gesicht...
für lange Nchte
und für verrückte Nchte...
Was soll ich mir selbst sagen -
der Himmel zerbricht!
Der Himmel ist in seiner Mitte
gebrochen,
er behandelt seine Wunden
auf ihren Lippen...
Warum hast Du, o Herr,
die Augen mir geschenkt,
daß ich still und schweigend
die Paradiespalste ansehen muß...



 
DER REGEN

Wenn die Nebel weinen,
und wenn Morgendmmerungen
vom Regen geküßt werden
sieht alles verwesend aus,
wie eine Leiche am Straßenrand...
Wenn aber die Sonne mit ihren Flügeln schlgt
und mit ihren Trumen von großen
Lieben erzhlt...
denke ich an Dich..
Auch heute abend muß ich,
da Du nicht hier bist,
diese Nebel ernhren,
und mit dem Regen mich ins Bett legen...
Und wenn ich ans Klavier mich setze
hör ich Marjan, der mir zuflüstert:
“Ein schwaches Kind bist Du,
vom Regen geboren!”
Deinen Busen seh ich dann,
Deine Lippen wie Schwalbenflügel wieder...




***
Eine Himmelsstrhne ist
auf meine müde Stirn gefallen...
Plötzlich erscheinen
gekreuzigte Kraniche
und bitten um Gnade!
Ungemhte Gefilde des Lebens
werden von meinem stummen Verstand
gemht...
Wer könnte heute abend
anstatt die Lippen einer Frau
die tollen Herzschlge ernhren....
Und wer könnte mit seinem Blick
aus einem fremden Auge
versteckte Morgendmmerungen
neuer Geburten stehlen...

Wenn wir tot sind,
dann mögen sie uns Totenhemde
aus den Versen meiner Gedichte
nhen...
und sie können uns Grber
im Wald allerschönster Erinnerungen
ausgraben...



 
DIE WAHRHEIT

Für abgemhte Felder gelten nie die Gesetze
der Lebenden!
Unter rauhen Handen
findet das Licht keinen Unterschlupf!
Mir und Dir auch
tun die schwammigen Worte
der Finsternis weh...
Ein Bleistift ist schuld,
wenn die Sichel schlft
anstatt wie eine Fee zu stehen...
Wir verstehen
es nicht,
am fremden Grab zu weinen...!



 
***
Man weiß nie
wann die Blumen sich lieben!
Das ist wegen der Wahrheiten,
die immer
in blutige Verbnde eingewickelt sind...
Ein Stein im Mund,
Augen im Schlamm,
Verwesung in der Brust...

Und was ist wahr?
Vielleicht ist es eine versteinerte Trne
in den Vorhallen unserer Erinnerungen,
oder sind es zwei unbekannte Augen,
heißer als alle Himmelsglocken...?



***
Das Leben schenkt am hufigsten
ausgelöschte Gedichte auf dem Schaum
ungelöschten Kalks,
und schickt sie dann, Berge durchzugraben,
in welchen wir die Schlüssel suchen,
um alle Inseln unserer Ohnmacht
aufzuschlißen...

Alles ist gut, wenn wir entdecken,
daß wir in jedem Finger
ein neus Herz haben...!



***

Talen